Fleischer S4-4
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Fritz Fleischer - Legende oder Lebenswerk?

 

Fritz Fleischer Mitte der 60er Jahre  1903 bei Gera zur Weihnachtszeit geboren, erlebte Fritz Fleischer nach dem Tode seines Vaters eine arbeitsreiche Jugend. Neben der Schulzeit arbeiteten Fritz und sein Bruder Kurt Fleischer und halfen so ihrer Mutter, den 4-köpfigen Haushalt zu erhalten. Während der Stellmacherlehre bei einer Geraer Kutschwagen-Fabrik wurde er auch in der Schlosserei, Schmiede, Lackiererei und Sattlerei eingesetzt. Sein Interesse galt dem sich entwickelnden Automobilbau. Der Stellmacher-Geselle Fritz Fleischer kam, nachdem er in mehreren Fabriken arbeitete, nach Frankfurt/M. und begann an der Universität ein Fernstudium.

Zurück in Gera übernahm Fritz Fleischer mit seinem Kollegen Werner Bergner eine ehmalige Hofwagenfabrik mit Stellmacherei, Schlosserei und Schmiede. Neben dem Karosseriebau, stellten sie Schneerutscher und andere Wintersportartikel her. Fritz Fleischer legt die Meisterprüfung ab und führte ab 1930 den Betrieb allein weiter, nachdem Werner Bergner aus gesundheitlichen Gründen den Betrieb verließ. Der Umzug und die Einführung neuer Fertigungstechnologien ließen den Betrieb weiter expandieren. Neben den Unfallreparaturen gehörten nun auch Aufbauten für schwere Lastkraftwagen, hydraulische Kippvorrichtungen und Campinganhänger zum Fertigungsprogramm.

Fabrikhalle Ende der 30er Jahre Die Kriegszeit überstand Fritz Fleischer und sein Betrieb mit Fahrzeugumbauten, Reparaturen sowie der Fertigung von Wintersportartikeln für die Wehrmacht. Als Nichtmitglied der NSDAP geriet er des öfteren in das Blickfeld der Machthaber. Zum Kriegsende wurde der Betrieb Opfer eines Bombenangriffs. Sieben Tote (ein 8. starb später), ein schwerverletzter Fritz Fleischer und ein teilweise zerstörter Betrieb waren die Bilanz. Nach einer Gasexplosion in der Nachbarschaft Anfang Juli 1945 war der Betrieb dann vollig zerstört.

Ein Fleischer-VW aus der Nachkriegsproduktion Ende September 1945 nahm die Karosseriefabrik Fritz Fleischer wieder ihren Betrieb auf. Es wurden zunächst hauptsächlich Personenkraftwagen und Anhänger repariert. Die Rote Armee war Hauptauftraggeber. Nun begann eine Zeit, die aus heutiger Sicht unbeschreiblich ist. Privates Engagement war in der sowjetischen Besatzungszone, der späteren DDR den Machthabern ein Dorn im Auge. Trotz verschiedener massiver Repressalien und wochenlanger Untersuchungshaft entzog Fritz Fleischer den Betrieb 1953 der ersten Enteignungswelle.

Der zweite Fleischer-Omnibus 1947 In der Nachkriegszeit spezialisierte sich der Betrieb auf den Aufbau neuer Karosserien für auf vorhandenen Fahrgestellen aus ehemaligen Wehrmachtsbeständen und Kundenfahrgestellen. So entstanden auch einige siebensitzige Kleinbusse auf modifizierten Fahrgestellen. Ende der 50er Jahre brachte die Firma auch wieder Campingwagen in geringer Stückzahl auf den Markt. Parallel dazu begann Fritz Fleischer mit seinem Konstrukteur Martin Seipolt in der 1947 wieder aufgebauten Fertigungshalle mit den ersten Omnibusaufbauten auf von Kunden gelieferten Fahrgestellen.

Der zweite S1 nach der Generalreparatur 1970 Inzwischen wurde der Betrieb ab 1958 mit staatlicher Beteiligung weitergeführt. Im gleichen Jahr konnte nach intensiver Vorbereitung der erste selbsttragende Omnibus ausgeliefert werden. Die Umstellung von Fleischer-Bussen auf Fahrgestellen zu Selbsttragenden vollzog sich langsam und war durch permanenten Materialmangel gekennzeichnet. Trotz des guten Rufes der Fleischer-Omnibusse und trotz des hohen Bedarfs an Omnibussen wurde die Busproduktion fast lahmgelegte, als die Firma in der Zeit von 1963 bis 1965 für die Sowjetunion 200 Stück Röntgenzüge auf SIL-Fahrgestellen produzieren mußte.

S5 der Firma Fritz Behrendt OHG Lehnin Die Fleischer-Omnibusse bekamen nun ein neues Aussehen, da das Material für die markante Dachrandverglasung nicht mehr beschafft werden konnte. Sie erhielten vielfache technische Veränderungen und erfreuten sich ungebrochener Beliebtheit im Linien- und Reiseverkehr. Viele noch heute bekannte Busunternehmen fuhren Fleischer-Omnibusse. Aus der zweiten Verstaatlichungswelle 1972 ging die "Fritz Fleischer Karosserie- und Fahrzeugfabrik KG" nun als "VEB Karosseriebau Gera" hervor. Am 15. Oktober 1973 wurde Fritz Fleischer als Werkdirektor abberufen.

Fritz Fleischer und seine Busse von Christian Suhr Wer mehr über Fritz Fleischer und seinen Omnibussen erfahren möchte, dem sei das Buch "Fritz Fleischer und seine Busse" von Christian Suhr vom "verlagkraftakt" empfohlen. Christian Suhr beschreibt in seinem Buch nicht nur die Entwicklung des Omnibusbaus sondern auch sehr ausführlich das Leben Fritz Fleischers. Zahlreiche Dokumente aus der Familiensammlung, Fritz Fleischers Memoiren aus dem Jahr 1983 und eine Vielzahl von Fotos und Abbildungen ergänzen das Werk.

Das Buch erhalten Sie in Kloster Lehnin im "Weinladen am Kloster", Friedenstraße 16 oder direkt vom Verlag www.verlagkraftakt.de

F. Sternsdorf

Veröffentlichung der Bilder mit freundlicher Genehmigung des Verlages und des Autors Christian Suhr.